Invasion am Boden (Zecken in Deutschland)

Klimatische Veränderungen können den Ausbruch von zoonotischen Infektionskrankheiten begünstigen. Ein Profiteur des Klimawandels ist die Zecke bzw. bestimmte Zeckenarten. Und als Vektoren können Zecken für den Menschen durchaus gefährliche Krankheiten übertragen. Die Frühsommer-Meningoenzephalitis und die Lyme-Borreliose sind die hierzulande bekanntesten und verbreitetsten. Ob sich zukünftig Erkrankungen wie Tularämie oder das Krim-Kongo-Fieber ausbreiten können, ist fraglich – ihre Überträger allerdings sind bereits da.

Die Ixodes ricinus, der Gemeine Holzbock, ist die häufigste europäische Zeckenart. Sie kann FSME und die Lyme-Borreliose übertragen. Besonders das Verbreitungsgebiet von FSME hat sich in den vergangenen 15 Jahren kontinuierlich Richtung Norddeutschland ausgeweitet. Im vergangenen Jahr gab es mit 708 die bislang meisten gemeldeten Fälle an FSME-Infektionen. Als Gründe hierfür macht Prof. Dr. Gerhard mehrere Komponenten aus: eine hohe Zeckenpopulation im Frühjahr, ein hohes Vorkommen des FSME-Virus in den Zecken und eine erhöhte Anzahl an Menschen, die durch den Lockdown im Frühjahr 2020 vermehrt in der Natur unterwegs waren.

Darüber hinaus breitet sich I. ricinus zunehmend in höheren Lagen und in Waldgebieten aus – eine direkte Folge von steigenden Temperaturen, die das Verhalten von Zecken beeinflussen. Denn entscheidend für die Zeckenaktivität ist die Bodentemperatur. Ab ungefähr 8°C ist der Gemeine Holzbock aktiv. Ist der Winter mild, begünstigt das die Dauer seiner Aktivität. Doch bevorzugt er auch Plätze mit hoher Luftfeuchtigkeit, wie etwa Gestrüpp oder Unterholz.

Weitere Zeckenarten, die in Deutschland vermehrt nachgewiesen wurden. sind die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus), Überträger des Q-Fiebers, Fleckfiebers und der sogenannten Hundemalaria (Babesiose des Hundes), die Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus, spielt eine Rolle bei Erkrankungen von Hunden), sowie zwei tropische Zeckenarten. Hyalomma marginatum (H. marginatum) und Hyalomma rufipes (H. rufipes). Die Hyalomma-Zecken unterscheidet sich in einigen Punkten deutlich von ihren bislang bei uns heimischen Verwandten. Allein ihr Erscheinungsbild ist beeindruckend: Sie ist zwei- bis dreimal größer als der Gemeine Holzbock, und ihre Beine sind farblich markant geringelt. Während die uns bekannte Zecke sich gerade einmal ein bis zwei Meter während ihres gesamten Lebens von selbst fortbewegt, machen Hyalomma-Zecken mehrere Meter aktiv Jagd auf ihre Blutmahlzeit. Darüber hinaus ist Sie Überträger des Krim-Kongo-Virus, das beim Menschen eine gefährliche Erkrankung verursachen kann.