Singvogelbestände sind gefährdet
Viele Singvogelbestände sind durch menschengemachte Gefährdungsursachen, wie Pestizideinsatz, Landnutzungsänderungen und Kollisionen mit transparenten oder spiegelnden Oberflächen oder Infrastruktur bedroht. Die daraus entstehenden Verluste können für Populationen erheblich sein: Aus einer Anfrage an die Bundesregierung geht hervor, dass pro Gebäude und Jahr im Schnitt ein Vogel an Glasfassaden verendet. Hochgerechnet auf die Zahl der Gebäude in Deutschland kann man von einem Verlust von etwa 18-20 Mio. Individuen ausgehen.
Auch der Straßenverkehr spielt eine entscheidende Rolle. „Die Opferraten von Vögeln, die durch den Straßenverkehr umkommen, sind mit hoher Wahrscheinlichkeit im mittleren zweistelligen Millionenbereich anzusiedeln“ (Sandra Henze, 2004).
Immer wieder wird auch der Einfluss von Hauskatzen auf Singvogelpopulationen diskutiert. Auch wenn scheinbar keine Auswirkungen auf Bestandsebene nachgewiesen wurden, sind die Zahlen der getöteten Individuen erheblich. Eine Studie kam zu dem Ergebnis, dass in den USA jedes Jahr zwischen 1,4 und 3,7 Milliarden Vögel von Hauskatzen getötet werden. Für Deutschland gibt es grobe Schätzungen, die von 200 Millionen getöteten Vögeln pro Jahr ausgehen.
Für die städtische Bevölkerung ist zudem auch ein eingeschränktes Wissen über die einheimische Singvogelwelt zu erkennen. So erreichen das Umweltbildungszentrum, Tierheime und die Umweltverbände häufige Nachfragen im Frühjahr zu gerade flügge werdenden Jungtieren, die in Hecken noch nicht über die gewohnten Flucht- und Flugfähigkeiten der Alttiere verfügen. Häufig werden diese Jungtiere irrtümlich für verletzte Tiere gehalten, eingefangen und es wird versucht, diese in Auffangstationen unterzubringen.
Bei Igeln sind die Gefährdungsursachen ebenfalls anthropogen: Besonders Pestizideinsatz, Rückgang der Insektenbiomasse und Verletzungen durch z. B. Mähwerkzeuge oder Mähroboter stellen eine Gefahr für Igel dar.

Die Auffangstation auf Gut Leidenhausen
Die bisher bereits bestehenden ehrenamtlichen Bemühungen zur Rettung verletzter Singvögel, Igel und Bilche ist sehr stark an das Engagement von einzelnen ehrenamtlich aktiven Personen gekoppelt.
Durch die Einrichtung einer Station am Umweltbildungszentrum Gut Leidenhausen können verletzte Tiere von fachkundigen Mitarbeiter:innen und Ehrenamtler:innen in geeigneten Räumlichkeiten zentral versorgt und gepflegt werden. Die Stationsleitung wird unter tierärztlicher Aufsicht nach allen Regularien zum Tierschutz, der Seuchenkontrolle (z. B. Vogelgrippe) und in enger Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Köln geführt. Bei kontinuierlicher Förderung ist eine dauerhafte Fortführung der Auffangstation am Standort Gut Leidenhausen geplant.
Für Gut Leidenhausen sollen folgende Artgruppen in einer Auffangstation betreut werden:
Informationen zur Fledermauspflege-Koordinationsstelle auf Gut Leidenhausen finden Sie hier.
Zur bereits existierenden Greifvogelauffangstation auf Gut Leidenhausen gelangen Sie hier.
Auffangstationen in der Umgebung
Durch Kooperation mit anderen Auffangstationen können verschiedene Tiergruppen besser versorgt und Kapazitäten untereinander aufgeteilt werden.
Wildvogelstation Paasmühle: Wasservögel, Greifvögel und Eulen
Bergische Greifvogelhilfe: Greifvögel und Eulen
Kölner Taubenhilfe: Tauben
Wildvogelhilfe Rheinland: Singvögel
Umweltbildung
Neben der direkten Rettung verletzter Tiere soll die Auffangstation über das Umweltbildungszentrum aber auch mit Bildungsangeboten für eine bessere Situation der Tiere in der freien Wildbahn sorgen. Hier werden vom UBZL Angebote zu Artbestimmung, Gefährdungssituation und – ursachen, sowie der Versorgung von verletzten Tieren geschaffen.